Samstag, 12 Oktober 2024
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Hochwasser im September 2024

Im September 2024 sorgten anhaltend starke Regenfälle in ganz Niederösterreich für ein massives Hochwasser, das zahlreiche Regionen, darunter auch die Gemeinde Blindenmarkt, schwer traf.

Besonders kritisch entwickelte sich die Lage ab Freitag, dem 13. September 2024, und hielt bis zum Montag, dem 16. September 2024, an. Erst am Dienstag, dem 17. September 2024, entspannte sich die Situation allmählich. Mit dem Rückgang des Wassers wurden die umfangreichen Schäden sichtbar, und die Aufräumarbeiten konnten beginnen. Die Dramatik dieser Naturkatastrophe zeigte sich auch darin, dass am Sonntag, dem 15. September 2024, das gesamte Bundesland Niederösterreich offiziell zum Katastrophengebiet erklärt wurde.

Die Freiwillige Feuerwehr Blindenmarkt war während dieser Tage im Dauereinsatz. Die folgenden Ereignisse und Maßnahmen verdeutlichen die Bandbreite der Einsätze, die in dieser Zeit durchgeführt wurden.

Am Freitag, den 13. September 2024, traf sich die Feuerwehr Blindenmarkt mit Bürgermeister Albert Brandstetter, Vizebürgermeisterin Anita Pitzl, sowie einigen Mitgliedern des Zivilschutzausschusses der Gemeinde Blindenmarkt Johann Hammermüller, Harald Wimmer und Zivilschutzbeauftragter der Gemeinde Blindenmarkt Daniel Distlberger um alle Aktivitäten für die kommenden Tage abzustimmen. Gemeinsam erarbeiteten sie eine Liste wichtiger Schritte, um Vorsorgemaßnahmen für die erwartete Hochwassersituation zu treffen. Noch am selben Tag wurden 930 Sandsäcke im Feuerwehrhaus gefüllt, um den Hochwasserschutz zu verstärken. Zudem wurde der Hochwasserschutz am Blindbach hinter der Raiffeisenbank errichtet, und die Zillen wurden vorsorglich vom Bootshaus ins Feuerwehrhaus gebracht. Weitere Maßnahmen beinhalteten die Errichtung einer Ablaufsicherung in der Franz-Lechner-Straße. Anrainer*Innen in den besonders gefährdeten Gebieten, wie im Bereich Günzing und im Augebiet hinter Schloss Hubertendorf, wurden frühzeitig informiert, um sich auf das drohende Hochwasser vorzubereiten. Um den Wasserstand des Blindbachs zu überwachen, richtete die Feuerwehr eine Messstelle beim Blindbach in der Ortsmitte von Blindenmarkt ein. Neben diesen Vorbereitungen wurden Kontrollfahrten in kritischen Gebieten, wie dem Pirschl-Wiesen-Teich und dem Rückhaltebecken am Gröblerbach, durchgeführt. Zusätzlich erfolgten Kontrollbegehungen, um den Wasserstand und mögliche Verklausungen im Blindbach von Prasdorf bis zur Maximilianstraße sowie im Gröblerbach bis zum Platz der Menschenrechte zu überprüfen.

Am Samstag, den 14. September 2024, setzte die Feuerwehr ihre Kontrollfahrten und Sicherungsmaßnahmen fort. Erkundungsfahrten führten sie erneut in den Bereich des Pirschl-Wiesen-Teichs, des Ablaufbeckens der A1 in Dreihäusel, nach Hubertendorf Süd und ins Auseegebiet. Im Auseegebiet erfolgten Lautsprecherdurchsagen, um die Bewohner*Innen zu warnen. Zudem wurden bereits erste Auspumparbeiten bei verschiedenen Häusern notwendig. Eine Verklausung beim Ausee V konnte erfolgreich gelöst werden. Während des gesamten Tages füllte die Feuerwehr im Feuerwehrhaus weitere Sandsäcke, insgesamt etwa 2.700 Stück. Zusätzlich zu den laufenden Kontrollfahrten im gesamten Gemeindegebiet wurden an besonders gefährdeten Stellen, wie an der Hauptstraße gefährdet durch den Blindbach, Häuser mit Sandsäcken gesichert.

Der Sonntag, der 15. September 2024, brachte die Situation auf ihren Höhepunkt. Das Auseegebiet war vollständig überflutet, ebenso wie die Unterführung Blindenmarkt-West. Auch in Hubertendorf Süd drohten die Siedlungen vom Hochwasser erfasst zu werden, ebenso wie das Ortsgebiet von Blindenmarkt, wo der Blindbach gefährlich überzutreten drohte. Am Platz der Menschenrechte ereignete sich ein Hangrutsch, aufgrund dessen das betroffene Haus kurzfristig vorsorglich evakuiert werden musste. Das Auseegebiet und die Ferschnitz Au waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erreichbar. Insgesamt hatte die Feuerwehr bis zu diesem Zeitpunkt rund 5.500 Sandsäcke gefüllt, um das Wasser abzuwehren. An der Hauptstraße wurden die Sandsäcke gezielt eingesetzt, um das Überschwappen des Blindbachs zu verhindern. Es kam zu mehreren Straßensperren, unter anderem im Auseegebiet, bei der L97 Unterführung Blindenmarkt-West, der L97 Unterführung Kottingburgstall sowie der L97 zwischen Blindenmarkt Mitte und Kottingburgstall, die aufgrund eines Hangrutsches am Platz der Menschenrechte gesperrt werden musste.

Eine besondere Herausforderung ergab sich durch eine Menschenrettung an der überfluteten Unterführung Blindenmarkt-West. Ein PKW war in die überflutete Unterführung gefahren und die Person im Fahrzeug wurde von Passanten gerettet, bevor die Feuerwehr eintraf. Die Person wurde dem Rettungsdienst übergeben. Der PKW blieb in der Unterführung zurück, da das Wasser eine Bergung vorerst unmöglich machte. Die Feuerwehr hatte bereits im Vorfeld eine Straßensperre an die zuständige Verwaltung gemeldet, jedoch konnte der Unfall nicht verhindert werden.

Im gesamten Gemeindegebiet überwachte die Feuerwehr die Wasserstände, beispielsweise beim Rückhaltebecken Gröblerbach oder dem Pirschl-Wiesen-Teich und kontrollierte den Pegelstand des Blindbachs an verschiedenen Stellen, darunter die Bahnbrücke Blindenmarkt Mitte. Auch im Auseegebiet wurde der Pegel regelmäßig geprüft. Am Platz der Menschenrechte wurde der Hangrutsch von Bäumen und Geröll befreit, und das betroffene Haus wurde mit Sandsäcken gesichert, um einen weiteren Wassereintritt zu verhindern. Mehrere Auspumparbeiten im Gemeindegebiet waren notwendig.

Am Montag, den 16. September 2024, trat das Hochwasser allmählich zurück, und die Schäden im gesamten Gemeindegebiet wurden sichtbar. Die Feuerwehr war mit Auspumparbeiten im gesamten Gemeindegebiet beschäftigt und musste die Unterführung Blindenmarkt-West auspumpen. Zusätzlich kam es zu einem Verkehrsunfall auf der A1 in Fahrtrichtung Wien. Ein Fahrzeug stand beschädigt auf dem Pannenstreifen und musste nach polizeilicher Freigabe mittels Hubbrille des Schweren Rüstfahrzeuges (SRF) geborgen und gesichert abgestellt werden. Am Montagnachmittag spitzte sich die Lage jedoch erneut zu, da wiederkehrende starke Regenfälle die Situation verschärften, sodass eine Entspannung der Hochwassersituation noch nicht in Sicht war. In der Nacht auf den 17. September 2024 dauerten die Auspumparbeiten an, und es wurden Straßensperren in Prasdorf und Günzing errichtet. Laufende Kontrollfahrten begleiteten die Arbeiten.

Am Dienstag, den 17. September 2024, setzte die Feuerwehr ihre Arbeiten fort. Erneut wurden Keller in Wohngebäuden ausgepumpt, und die Unterführung Blindenmarkt-West wurde weiter entwässert. Die eingesetzten Sandsäcke im öffentlichen Bereich und entlang der Bäche wurden eingesammelt und entleert. Auch die Autobahnunterführung Hubertendorf-Schlossallee wurde von Wasser befreit. Schließlich konnte der in der Unterführung Blindenmarkt-West verbliebene PKW mit dem Kran des SRF sowie der Hebetraverse geborgen, auf den Versorgungsanhänger geladen und gesichert abgestellt werden. Abschließend wurden die Gerätschaften und Fahrzeuge der Feuerwehr gründlich gereinigt.

 

Besonders hervorzuheben ist das Rückhaltebecken am Gröblerbach, das Blindenmarkt in dieser kritischen Hochwassersituation gleich zweimal vor weiteren Überschwemmungen bewahrt hat. Das im Juli 2021 fertiggestellte Projekt, das speziell zur Abwehr von Hochwasserereignissen konzipiert wurde, hat sich als enormer Schutz erwiesen. Ohne dieses Rückhaltebecken wäre das Ortsgebiet von Blindenmarkt in den letzten Tagen deutlich stärker von Überflutungen betroffen gewesen. Es zeigt, wie wichtig solche Präventionsmaßnahmen für den Hochwasserschutz der Gemeinde sind.

 

Ein besonderer Dank gilt den zahlreichen freiwilligen Helfer*Innen, die die Feuerwehr während des Hochwassers unterstützt haben. Über 90 Freiwillige, darunter Mitglieder des SV Blindenmarkt, der Jugend- und Trachtenkapelle Blindenmarkt, der JVP-Blindenmarkt, des Perchtenvereins sowie des Roten Kreuzes der Ortsstelle Blindenmarkt und viele Privatpersonen, halfen tatkräftig mit. Hervorzuheben ist die Unterstützung des SV Blindenmarkt unter der Leitung von Mag. David Slawitscheck, der nicht nur eine große Gruppe von Helfer*Innen mobilisierte, sondern auch einen Bus für den Sandsacktransport bereitstellte. Ein großer Dank gilt auch den zahlreichen Bäcker*Innen und Köch*Innen, die mit ihren Spenden von Mehlspeisen, Jausen und Suppen wesentlich zur Versorgung der Einsatzkräfte beigetragen haben. Besonders die Initiative, im Feuerwehrhaus zu grillen und rund um die Uhr warmes Essen zur Verfügung zu stellen, wurde von der Mannschaft sehr geschätzt. Dank gilt auch den lokalen Nahversorgern und Gastronomen, die die Feuerwehr zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Essen versorgten. Die Firma H&P Stone stellte einen Bagger, zum Beseitigen von Verklausungen, und eine Mulde, zum Entsorgen der Sandsäcke, zur Verfügung. Ein Dank auch den freiwilligen Helfer*Innen die mit Traktoren beim Einsammeln der Sandsäcke unterstützen.

 

Die Feuerwehr Blindenmarkt ist sehr dankbar für den starken Zusammenhalt und die Solidarität der Bevölkerung. Ohne die vielen freiwilligen helfenden Hände im Hintergrund wäre es für die Feuerwehr allein nahezu unmöglich gewesen, die enorme Anzahl an Einsätzen zu bewältigen und trotz der katastrophalen Lage schnelle Hilfe zu leisten. Dieses Ereignis zeigt eindrucksvoll, wie stark eine Gemeinschaft sein kann, wenn alle zusammenarbeiten.

 

Insgesamt haben die Mitglieder der Feuerwehr Blindenmarkt bei diesem Hochwassereinsatz 2.280 Einsatzstunden geleistet, um die Hochwasserschäden zu bewältigen und die Sicherheit der Gemeinde zu gewährleisten.

 

 

Fotos: FF Blindenmarkt

Bericht: Lisa Pitzl